Einleitung

zu: Dieckmann, Detlef/Dietzfelbinger, Daniel/Kühnbaum-Schmidt, Kristina/Meyns, Christoph: Führen und Leiten in der Kirche. Ein Handbuch für die Praxis, Göttingen 2022,  https://doi.org/10.13109/9783666630668.8

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Ein Handbuch für die Praxis

Dieses Buch ist aus einem Lernprozess entstanden, und es erscheint mit der Absicht, neue Denk- und Lernprozesse in Gang zu setzen. „Führen und Leiten in evangelischer Perspektive“ hieß der Studienkurs im Theologischen Studienseminar der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Pullach im Herbst 2018, der uns vier Herausgeber:innen motivierte, zusammen mit weiteren Autor:innen aus Theologie und Kirche Reflexionen und praktische Hilfen zur Leitungsaufgabe zusammenzustellen.

Das vorliegende Werk ist kein Lehrbuch, sondern ein „Lernbuch“ und damit offen für Ihre Mitarbeit, unvollständig und unabgeschlossen. Die Beiträge behandeln Themen und Fragen, die Leitende in der Vergangenheit und für die Zukunft als wichtig betrachtet haben, und geben Haltungen, Methoden und Inhalte weiter, die anderen helfen können. Möglicherweise werden Sie beim Studieren der Kapitel dieses Buches oder in der Praxis erkennen, dass Sie vieles anders umsetzen wollen oder müssen, als die Autor:innen dies hier vorschlagen.

Für die Praxis

Neben Materialien zum Selbststudium gibt Ihnen das Buch Anregungen für thematische Einheiten, z. B. für Pfarrkonvente oder Fortbildungen. Das Ziel dieses Lernbuches ist die Praxis. Dies wird auch darin deutlich, dass alle Autor:innen der folgenden Kapitel im Raum der Kirche tätig sind oder waren und damit die Themengebiete aus ihren eigenen Erfahrungen heraus behandeln.

Prinzip Vielfalt

Für die Auswahl der Autor:innen war Vielfalt wichtig, u. a. eine Vielfalt an Ausbildungen, Tätigkeiten und Ansichten. Entsprechend vielfältig sind die Ansätze und Zugänge der Beiträge – von der Theorie zur Praxis, von der Metaebene zu konkreten Handlungstipps, von der strategischen Perspektive bis hin zu operativen Gestaltungsansätzen.

Beispielhaft wird diese Vielfalt an der Frage deutlich, wie man steuerndes Handeln in der Kirche bezeichnet: Ist es Führung, ist es Leitung?

Wir haben bewusst beide Begriffe für den Titel dieses Buches gewählt. „Führung“ wird oft mit Kommunikation, Konfliktfähigkeit, mit einer Klarheit in der Zielorientierung verbunden: mit einer Richtung für Menschen. Der Führungsbegriff bezieht sich dabei auf Ansätze, denen zufolge Führung als eigene Profession zu verstehen ist. „Leitung“ hingegen bezeichnet eher die Steuerung von Organisationen als die Zielorientierung (wohin will ich führen?). Auch die Aufgaben im Bereich der kirchlichen Verwaltung sind treffender mit dem Begriff der Leitung als mit dem der Führung beschrieben.

Vielfältig wie die Autor:innen sind auch diejenigen, an die sich dieses Buch richtet. In vielen Kapiteln werden vor allem Kirchenleitende der mittleren Ebene angesprochen. Wir gehen aber davon aus, dass alle, die im kirchlichen Bereich Verantwortung für andere Menschen, für Organisationen, Einrichtungen oder Gremien tragen, von den meisten Themen profitieren können.

Der theologische Hintergrund

Mit der Veröffentlichung dieses Buches unterstreicht das Theologische Studienseminar der VELKD das Anliegen, Leitungsthemen bei allen praktischen Fragen auch theologisch zu reflektieren. Daher haben wir die Autor:innen darum gebeten, stets den Auftrag der Kirche mit zu bedenken: die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat. Wir gehen dabei von dem evangelischen, das heißt, durch das Evangelium gezeichneten Menschenbild aus, wonach wir als Menschen immer in der Gefahr stehen, gegenüber Gott, anderen Menschen und uns selbst in die Irre zu gehen und zu scheitern – während wir zugleich glauben, dass Gott uns vergibt, uns neu anfangen lässt und zu einer Ethik befreit, die von Wertschätzung für andere geprägt ist und die sich im Führen und Leiten zeigt. Gleichzeitig haben wir die Autor:innen ermutigt, Ideen und Konzepte zu nutzen, die außerhalb der Kirche entwickelt wurden und einem evangelischen Leitungsprofil dienen können.

Dank

Viele haben dieses Projekt gefördert: Dem Amtsbereich VELKD im Kirchenamt der EKD – stellvertretend seien der Leiter, Herr Vizepräsident Dr. Horst Gorski und Herr Oberkirchenrat Dr. Andreas Ohlemacher genannt – danken wir für einen namhaften Druckkostenzuschuss. Beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht bedanken wir uns für die sorgfältige Betreuung des Buches durch Jana Harle und PD Dr. Izaak de Hulster. Als Lektorin hat Mag. theol. Marie-Christin Janssen große Dienste für die Redaktion geleistet, deren Fäden im Theologischen Studienseminar zusammenliefen. Als Grafikerin hat Sabine Urbas-Plenk aus Pullach Illustrationen erstellt und durch ihr Geschick für eine kreative Bildauswahl dazu beigetragen, dass dieses Buch auch ästhetisch attraktiv ist. Vor allem aber danken wir den Autor:innen für die viele Arbeit, die sie – neben allen anderen Verpflichtungen – in die Texte investiert haben!

Pullach, München, Schwerin und Braunschweig, im September 2022

Die Herausgeber:innen

 

Herausgeber:innen

Foto: Fotostudio Sauter © Detlef Dieckmann

Dr. Detlef Dieckmann konzipiert und leitet als Rektor des Theologischen Studienseminars der VELKD in Pullach bei München Fortbildungskurse für kirchenleitend Verantwortliche sowie theologische Studienkurse für Pfarrer:innen. An der Ruhr-Universität Bochum lehrt er Altes Testament als Privatdozent. Dieckmann hat eine Ausbildung zum Coach (dvct) und u. a. Fortbildungen in Arbeitsbewältigungs-Coaching und Systemischer Seelsorge absolviert.

 

Foto: Christian Topp © privat

Dr. Daniel Dietzfelbinger war viele Jahre bei einem deutschen DAX-Unternehmen in der Unternehmenskommunikation tätig, hat als Referent für Medien, Öffentlichkeitsarbeit und Erwachsenenbildung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gewirkt und berät heute große Wirtschaftsunternehmen als Geschäftsführer des Instituts persönlichkeit+ethik GbR, Augsburg. Dietzfelbinger ist – nach Fortbildungen in Organisationsentwicklung und Coaching – Master am Institut für Systemische Beratung in Wiesloch sowie zertifizierter WerteManager nach dem Standard des Zentrums für Wirtschaftsethik, Konstanz.

Foto: Thomas Müller

Kristina Kühnbaum-Schmidt ist als Landesbischöfin die leitende Geistliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Sie hat den Vorsitz der Kirchenleitung inne und vertritt die Landeskirche gegenüber den Bundesländern sowie im kirchlichen und öffentlichen Leben. Gleichzeitig ist Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt u. a. stellvertretende Leitende Bischöfin der VELKD. Kühnbaum-Schmidt hat eine Ausbildung zur pastoralpsychologischen Beraterin und Supervisorin (DGfP/Sektion Tiefenpsychologie) absolviert.

 

Foto: Ev.-Luth. Landeskirche in Braunschweig

Dr. Christoph Meyns ist als Landesbischof der leitende Geistliche der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Außerdem ist Landesbischof Meyns EKD-Beauftragter für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten und Sprecher des Beauftragtenrates der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Zuvor hat Meyns im Auftrag der Kirchenleitung der damaligen Nordelbischen Kirche deren Reformprozess begleitet und arbeitete im Dezernat für Theologie und Publizistik. Meyns hat u. a. Fortbildungen zum Gemeindeberater, Mediator und Geistlichen Begleiter absolviert.